Dualismus

Dualismus
   (lat. = Lehre von der Zweiheit), im weiteren Sinn die Meinung, in bestimmten relevanten Bereichen existierten zwei von einander unabhängige, gleichursprüngliche, nebeneinander stehende oder gegeneinander wirkende Kräfte oder Prinzipien. Ein D. kennzeichnet die Philosophie Platons († 347 v.Chr.) u. des Platonismus, wenn dort der von Werden u. Bewegung geprägte Bereich des Sinnenfälligen in Gegensatz zum Bereich der unveränderlichen ewigen Ideen gebracht wird. Die Vorstellung zweier gegensätzlicher Prinzipien ist in der Götter- u. Kosmosauffassung mancher alter Religionen verbreitet (vgl. z. B. Manichäismus, Gnosis). Gewisse dualistische Tendenzen in ATu. NT können nicht bestritten werden (Leben u. Tod, Segen u. Fluch, Leib u. Seele, Pneuma u. Sarx, Licht u. Finsternis, alter u. neuer Äon). Der Gegensatz von Gott u. dem Teufel (Dämonen) kann dagegen nicht dualistisch verstanden werden, weil Teufel u. Dämonen als ursprünglich von Gott gut geschaffen u. grundsätzlich entmachtet gelten. Ein ausgeprägter D. findet sich in der platonisch geprägten heilsgeschichtlichen Konzeption (die Geschichte nur bestimmt vom Kampf zweier Reiche) u. in der Abwertung der Sexualität bei Augustinus († 430). Nachdem schon Theologen des 2. u. 3. Jh. den D. des Irrlehrers Markion bekämpft u. Synoden vom 5. Jh. an den D. verurteilt hatten, erfolgte eine Verurteilung des D. u. eine Bejahung des einen Gottes als des Schöpfers aller Dinge, der beide Ordnungen, die geistige u. die körperliche, gut erschaffen habe, durch das IV. Laterankonzil 1215. Das Judentum ist mit seiner Bejahung der diesseitigen Welt u. ihrer erhofften Vollendung im Grunde immun gegen einen D.; auf dieser Basis weist das Christentum jeden D. (gegen immer wiederkehrende eigene Versuchungen) ab, indem es Geist u. Materie, Sexualität u.Welt durch die Selbstmitteilung Gottes an das Geschaffene als schon befreit u. in der Vollendung als erlöst u. geheilt bekennt.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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  • Dualismus — Dualismus: Bei dem im Deutschen seit dem 18. Jh. bezeugten Fremdwort, das heute in der Bedeutung »Polarität, Gegensätzlichkeit, Lehre von der Zweiheit« verwendet wird, handelt es sich ursprünglich um eine um 1700 gebildete Wortschöpfung des engl …   Das Herkunftswörterbuch

  • Dualismus — (v. lat.), 1) die uralte Lehre, nach welcher man 2 höchste Grund od. Urwesen, ein gutes u. ein böses, annahm, die mit einander im Kampf begriffen wären; dies ist der Grundgedanke des Zoroastrischen Systems u. später von Manes weiter ausgebildet… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Dualismus — (v. lat. duo, zwei, »Zweiheitslehre«) heißt im Gegensatze zum Monismus (s. d.) jede Erklärungsweise eines einzelnen Gebietes der Wirklichkeit oder der Welt im Ganzen, die von der Voraussetzung zweier, einander entgegengesetzter Prinzipien ausgeht …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Dualismus — (neulat., »Zweispaltung«), Lehre von einem guten und bösen göttlichen Grundwesen (Religion des Zoroaster); Annahme eines geistigen und sinnlichen Prinzips im Menschen (Descartes); Gegensatz Monismus; in polit. Beziehung Teilung der Gewalt… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Dualismus — Dualismus, lat. dtsch., Zweierleiheit, das Vorhandensein von 2 einander entgegengesetzten Wesenheiten, Kräften, Prinzipien, z.B. des Leibes und der Seele im Menschen, der Geschlechter, Pole, 1850 Preußen und Oesterreich in Deutschland; näher ein… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Dualismus — Sm Lehre von den Gegensätzen erw. fach. (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Internationalismus, der offenbar von dem englischen Philosophen Th. Hyde (1700) gebildet wurde, um die Vorstellung von einem guten und einem bösen Weltwesen (im… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Dualismus — Der Dualismus bezeichnet als kontrastierende Analogbildung zu Monismus und Pluralismus vor allem philosophische, religiöse, gesellschaftliche Methoden, Lehren und Systeme, die zum auch naturwissenschaftlichen Verständnis der Welt und ihrer… …   Deutsch Wikipedia

  • Dualismus — Du|a|lịs|mus 〈m.; ; unz.〉 1. jede Lehre, die zwei Grundprinzipien des Seins annimmt, z. B. Licht u. Finsternis, männl. u. weibl. Prinzip, Geist u. Materie usw. 2. Widerstreit von zwei einander entgegengesetzten Kräften 3. 〈Phys.〉 Auftreten… …   Universal-Lexikon

  • Dualismus — Gegensatz, Gegensätzlichkeit, Kluft, Kontrast, Polarität, Rivalität, Unterschied, Unterschiedlichkeit, Verschiedenartigkeit, Verschiedenheit, Zweiheit; (bildungsspr.): Antagonismus, Dialektik, Polarisierung; (veraltet): Kontrarietät. * * *… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Dualismus — der Dualismus (Aufbaustufe) Existenz von zwei einander ausschließenden Arten von Erscheinungsformen Synonyme: Zweiheit, Gegensätzlichkeit, Polarität Beispiel: Als sie in Asien war, kam sie zum ersten Mal mit dem kulturellen Dualismus in Berührung …   Extremes Deutsch

  • Dualismus — dvejopumas statusas T sritis fizika atitikmenys: angl. dualism; duality vok. Dualismus, m; Dualität, f rus. двойственность, f; дуализм, m pranc. dualisme, m; dualité, f …   Fizikos terminų žodynas

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